Jordan Scott: "Ich bin wie der Fluss"

Medientipp
von Tanja Thomsen - Praktikantin

Ein verlorener Faden beim Vortrag, das Wort, das einem einfach nicht einfallen will, die schlagfertige Antwort, die einem erst in den Sinn kommt, wenn es zu spät ist: Es gibt viele Möglichkeiten, ins Stottern zu kommen oder sprachlos dazustehen.
Der Leser begleitet einen Jungen einen außergewöhnlichen Schultag lang.  Schon beim Aufwachen stecken ihm die Wörter im Mund fest. Und obwohl sie vor seinen Augen, in seiner Kehle, zwischen den Lippen wachsen, leuchten und sich festkrallen, scheinen sie sich dann zu verklumpen. Daraus lassen sich für den hilflosen Jungen keine klaren Laute mehr formen. Das Stottern macht dem Schulkind Angst und macht es zum Außenseiter in seiner Klasse.
An diesem besonders schlimmen Schultag unternimmt der Vater mit ihm einen Ausflug und zeigt ihm den Fluss. Das Wasser des Flusses ist einmal weich und still, ein anderes Mal voller Stromschnellen, wirbelnd und drängend. Auch der Fluss stottert.
Ich bin wie ein Fluss – der Junge erkennt es, spürt die Naturkraft des Flusses und findet darin schließlich die Möglichkeit, die Wörter wie in einem Fluss zur Sprache zu bringen.

Die schlichten, aber kraftvollen Illustrationen des Bilderbuches machen – verschwommen oder scharf umrissen – sichtbar, wie es sich mit Worten und Sprache verhalten kann. Am Schluss befinden sich Junge, Fluss, Sprache und Leser in einem ruhig fließenden Einklang.
Das Buch ist eine Einladung, dem täglichen Redefluss einmal bewusst zuzuhören, darin Stromschnellen, Strudel, Trägheit oder Ruhe zu entdecken und die eigene Sprache so in eine kraftvolle Naturgewalt zu verwandeln. Und natürlich auch, Verständnis für das Stottern oder andere sprachliche Stromschnellen zu entwickeln.

 

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