J. M. Coetzee: "Der Pole"

Medientipp
von Beate Lehr

Auf den ersten Blick ist der Roman eine Liebesgeschichte, wie sie oft erzählt wird: Ein älterer Mann verliebt sich in eine wesentlich jüngere Frau, die jedoch wenig Interesse an ihm zeigt. Die Frau namens Beatriz nennt den 72jährigen polnischen Pianisten wegen seines schwierig auszusprechenden Namens einfach nur "der Pole". Die Affäre ist nur von kurzer Dauer, für den Polen bleibt sie jedoch eine Herzensangelegenheit, eine unerfüllte, tiefe Liebe. Als er zwei Jahre später stirbt, hinterlässt er Beatriz Gedichte und sie reagiert mit Briefen an den Toten. Dabei beginnt sie zu reflektieren, ob die Begegnung mit dem Pianisten nicht die glücklichste Zeit in ihrem Leben war. Der Nobelpreisträger von 2003 versteht es meisterhaft, in seiner nüchternen und klaren Sprache das Ringen zwischen rationalen Gedanken und gefühlsbetontem Handeln auszudrücken. Dabei nimmt er Bezug auf Werke der Literatur, Musik und Kunst: Der Pianist ist Chopin-Interpret, die Briefe greifen die unsterbliche  Sehnsuchtsgeschichte von Dante und seiner Beatrice auf. Ein besonderer Roman. 

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