Siddharth Kara: "Blutrotes Kobalt"

der Kongo und die brutale Realität hinter unserem Konsum

Medientipp
von Diana Rupprecht

Kobalt ist einer der wichtigsten Rohstoffe des 21. Jahrhunderts, der unter anderem für Smartphones und E-Autos benötigt wird. Er ist somit auch ein Symbol für die Mobilitätswende, die wir voranbringen wollen, um von den bösen fossilen Brennstoffen loszukommen. Doch mit neuen Rohstoffen kommen neue Probleme.

Der Abbau von Kobalt in der Demokratischen Republik Kongo erfolgt laut Siddharth Karas Recherchen unter den allerschlimmsten Bedingungen. Er hat mehrere Minen im Land persönlich besucht, vor allem solche mit artisanalem Abbau. Dieser Begriff ist eher verniedlichend, bedeutet er doch, dass mit ganz einfachen Geräten und vor allem Handarbeit das Kobalt aus der Erde geholt wird. Männer, Frauen und auch viele Kinder arbeiten in diesen Minen ohne jeglichen Arbeitsschutz und riskieren täglich ihre Gesundheit und ihr Leben.

Kara beschäftigt sich schon lange mit Moderner Sklaverei und deckt die unfassbaren Missstände auf. Selbst in Minen, die auf dem Papier vom Staat oder gar in Zusammenarbeit mit einer NGO organisiert sind, werden Arbeitsschutzregeln komplett oder weitgehend missachtet. Die Verantwortlichen im Kongo, aber auch die Politik weltweit, globale Tech-Unternehmen und letztlich auch wir Verbraucher:innen schauen weg.

Die eindrückliche und schonungslose Reportage von Kara, die auch einen Bezug zum Kolonialismus herstellt, lässt einen lange nicht los. Sie bringt einen zum Nachdenken, doch - so ehrlich muss man sein - auf wie viel Wohlstand können und wollen wir verzichten? Das Leid lässt sich nicht übersehen, aber es ist doch weit weg.

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